Ralph Maria Siegel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ralph Maria Siegel (* 8. Juni 1911 in München; † 2. August 1972 ebenda, eigentlich Rudolf Maria Siegel[1]) war ein deutscher Komponist, Liedtexter, Musikverleger, Schriftsteller und Sänger (Tenor).

Ralph Maria Siegel war ein Sohn des Juristen und Komponisten Rudolf Siegel.[2] Er studierte Musik in Köln, Florenz, Rom und Berlin. Zu seinen Lehrern gehörte unter anderem Ernst Toch, daneben erhielt er Gesangsunterricht. Über seinen Vater war er Urenkel des Ägyptologen Karl Richard Lepsius.

Er begann seine künstlerische Laufbahn als Operettentenor und sang in Berlin am Metropoltheater und im Admiralspalast. In den 1930er Jahren war er außerdem Aufsichtsratsmitglied der GEMA und einer der Verantwortlichen für das Verbot der freien Verbreitung von Notenblättern beziehungsweise für die Limitierung auf 250 Freiexemplare. Mit seinem Schlagerprogramm hatte er nicht unwesentlichen Anteil an der Verbreitung der Musik im Nationalsozialismus. Leichte Musik mit unterhaltsamen Texten sollten das Publikum durch die Kriegsjahre begleiten, indem der emotionale Zusammenhalt der Bevölkerung auf subtile Weise durch die scheinbar heile Welt künstlerischer Leichtigkeit beschworen wurde. Neben den von ihm verfassten, gewollt banalen Schlagertexten diskreditierte Siegel gelegentlich auch ganz bewusst andere zeitgenössische Musikstile als „Entartete Kunst“. So reimte er beispielsweise in seinem musikalischen ABC unter dem rassistischen Stichwort des sogenannten „Niggerjazz“ folgendes Kurz-Pamphlet:

„Dieser ist zurecht verpönt
Darum schleunigst abgewöhnt“

Ralph Maria Siegel: Ein musikalisches ABC[3]

Seit 1941 arbeitete er am Theater am Gärtnerplatz in München. Von 1946 bis 1949 war er künstlerischer Leiter und Oberspielleiter am Kurhaus-Theater in Göggingen bei Augsburg, außerdem betätigte er sich als Regisseur am Corso-Theater in Berlin und am Deutschen Theater in München.

Siegel war einer der erfolgreichsten Schlager-Texter und -Komponisten der dreißiger bis fünfziger Jahre. Wiederholt schrieb Siegel den Text, während Gerhard Winkler die Musik komponierte. Aus seiner Feder stammen Lieder wie zum Beispiel:

1948 gründete er in München die Ralph-Maria-Siegel-Musik-Verlage, die er bis zu seinem Tod leitete. Die Texte mehrerer fremdsprachiger Filme übertrug er ins Deutsche, für einige deutsche Produktionen komponierte er die Filmmusik. Der vielseitig begabte Siegel schuf auch zahlreiche Bühnenwerke, darunter in Zusammenarbeit mit Hellmut Seifert Alles für Eva (1933); Liebeszauber (1936), Frechheit siegt (1942) oder Charley’s Tante (Musical, Uraufführung 1959).

Siegel war mit dem Leipziger Operettenstar Ingeborg „Sternchen“ Döderlein[7] (1911–1999[8]) verheiratet, aus deren Ehe der später auch erfolgreiche Sohn Ralph Siegel hervorging.

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Münchner Nordfriedhof.[9]

Einzelnachweise und Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 569.
  2. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 6.582.
  3. zitiert nach Werner Pieper: Im entarteten 3. Reich rollt die kulturfaschistische Kulturwalze. In: Werner Pieper (Hrsg.): 1000 Jahre Musik & Zensur in den diversen Deutschlands. Grüne Kraft, Löhrbach, ISBN 3-922708-09-9, S. 86.
  4. Sven-Olof Sandberg - Unter der roten Laterne von St. Pauli hitparade.ch
  5. Originalnotenblatt: Das Lied der Taube (La Golondrina) Musik: Ralph Maria Siegel, Text: Rolf Marbot und Ralph Maria Siegel, unter Verwendung des mexikanischen Volksliedes, München 1949 (Ralph Maria Siegel – Musik Edition)
  6. Musik: R. M. Siegel, Text: Rolf Marbot und R. M. Siegel; dieses Lied aus dem Jahr 1949 – eine an das mexikanische Volkslied „La Golondrina“ angelehnte Komposition – erlangte später mit dem neuen Text „Du sollst nicht weinen“ (interpretiert vom damaligen Kinderstar Heintje) in Deutschland eine ungeheure Popularität.
  7. Döderlein, Ingeborg. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 434
  8. Döderlein, Ingeborg In: Bayerisches Musiker-Lexikon Online, abgerufen am 2. Juli 2024.
  9. knerger.de: Das Grab von Ralph Maria Siegel