Adolf Cluss

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Adolf Cluss, 1900

Adolf Ludwig Cluss (* 14. Juli 1825 in Heilbronn; † 24. Juli 1905 in Washington, D.C., Vereinigte Staaten) war ein deutsch-amerikanischer Architekt. Er gehörte bis 1858 zum inneren Zirkel der Kommunisten um Karl Marx und Friedrich Engels und wurde nach 1864 zum bedeutendsten Architekten Washingtons.

Cluss entstammte der Heilbronner Baumeister- und Industriellenfamilie Cluss. Dem Sporthistoriker Michael Krüger zufolge war Cluss „als junger, knapp 20jähriger Mann zum radikalen, frühsozialistischen Flügel der Turnbewegung“ zu zählen.[1] Er verließ seine Heimatstadt 1844 als Zimmermanns-Geselle in jungen Jahren. Von 1846 an arbeitete Cluss als Architekt in Mainz, wo er Mitglied des Mainzer Turnvereins wurde. Im August 1846 nahm er am ersten deutschen Turnfest in Heilbronn teil, welches für Cluss nach Einschätzung Krügers lebensprägend war.[1] Er zählte im April 1848 zu den Gründern des Mainzer Arbeiterbildungsvereins und wurde bei diesem Sekretär.[1] Er kam in Brüssel mit Karl Marx in Kontakt und schloss sich dem Bund der Gerechten (seit 1847 Bund der Kommunisten) an. Zwischen Cluss und Marx bestand bis in die 1850er Jahre Briefkontakt.[1]

Im Sommer 1848 verließ er Deutschland und landete am 15. September 1848 mit dem Auswandererschiff Zürich in New York. In den USA arbeitete Adolf Cluss in Washington zunächst als Ingenieur, meist bei der Marine, ab Anfang der 1860er Jahre als Architekt. Seine Verbindungen zur kommunistischen Bewegung – als deren Anführer in den USA er einige Zeit galt – brach er 1858 ab.

In den Jahrzehnten von 1860 bis 1890 arbeitete er als erfolgreicher Architekt in Washington. 1878 schloss er sich mit Paul Schulze zu einer Partnerschaft zusammen. Er entwarf Dutzende öffentlicher Bauten, darunter mindestens elf Schulen, Markthallen, Regierungsgebäude, Museen sowie Privathäuser. 1872 war er offizieller City Engineer und Mitglied im Ausschuss für öffentliche Bauten. Er hatte damit die Aufsicht über zentrale Arbeiten, die das Gesicht Washingtons in den 1870ern veränderten: das Betonieren von Straßen, die Konstruktion eines Abwassersystems und die Anpflanzung tausender Bäume auf den Straßen.

Das Arts and Industries Building der Smithsonian Institution aus dem für Cluss typischen roten Backstein

Als besonders einflussreich erwiesen sich seine Schulbauten, bis heute stehen zwei davon: Franklin School und Sumner School, beide in Washingtons Innenstadt. Er entwarf vier bedeutende Gebäude an der National Mall, darunter das Arts and Industries Building der Smithsonian Institution. Zwei Markthallen, Center Market und Eastern Market, beruhen auf seinen Entwürfen. Eastern Market dient noch heute als Markthalle auf dem Capitol Hill.

Für die Elite Washingtons baute er Privathäuser. 1880 errichtete er Washingtons erstes Apartmenthaus, Portland Flats, ein sechsstöckiges Gebäude mit 39 Wohnungen. Von seinen Privathäusern ist wahrscheinlich keines erhalten; Portland Flats musste 1962 einem Bürogebäude weichen.

Aufgrund seiner frühen politischen Neigungen und weil roter Backstein sein bevorzugtes Baumaterial war, war der spätere überzeugte Republikaner auch als „roter Architekt“ bekannt.

  • Welta Nikolajewna Pospelowa: Adolf Cluß – ein Mitglied des Bundes der Kommunisten und Kampfgefährte von Marx und Engels. In: Marx-Engels-Jahrbuch. Bd. 3 (1980), S. 85–120 (Digitalisat).
  • Ehrenfried Galander: Marx und Cluß. In: Arbeitsblätter zur Wissenschaftsgeschichte. Bd. 11 (1982), S. 32–41.
  • Peter Wanner: Kommunist der ersten Stunde und Baumeister Washingtons – Adolf Cluss (1825–1905). In: Christhard Schrenk (Hrsg.): Heilbronner Köpfe. Lebensbilder aus zwei Jahrhunderten. Bd. 2, Heilbronn 1999 (= Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 45), S. 21–36.
  • Alan Lessoff und Christian Mauch (Hrsg.): Adolf Cluss – Revolutionär und Architekt. Von Heilbronn nach Washington. Heilbronn 2005 (Veröffentlichungen des Archiv der Stadt Heilbronn; 46) ISBN 3-928990-92-6.
  • Adolf Cluss und die Turnbewegung. Vom Heilbronner Turnfest 1846 ins amerikanische Exil. Vorträge des gleichnamigen Symposiums am 28. und 29. Oktober 2005 in Heilbronn. Heilbronn 2007. (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn; 54) ISBN 978-3-928990-97-4.
  • Haila Ochs, Sabina Wiedenhoeft: Einsicht in die amerikanische Gesellschaft. Die Briefe des Architekten Adolf Cluß. In: Jürgen Herres, Manfred Neuhaus (Hrsg.): Politische Netzwerke durch Briefkommunikation. Briefkultur der politischen Oppositionsbewegungen und frühen Arbeiterbewegungen im 19. Jahrhundert. Akademie-Verlag, Berlin 2002, S. 177–192. (Berichte und Abhandlungen. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Sonderband) ISBN 3-05-003688-5.
  • Peter Wanner: Der Heilbronner Adolf Cluss. Revolutionär und Architekt. In: Schwäbische Heimat. Bd. 56 (2005), Nr. 3, S. 327–334 (https://doi.org/10.53458/sh.v56i3.4403).
  • Christina Ziegler-McPherson: Adolf Cluss. In: Haus der Geschichte Baden-Württemberg (Hrsg.): American Dreams. Ein neues Leben in den USA. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart 2024, ISBN 978-3-933726-69-8, S. 50f.
Commons: Adolf Cluss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Michael Krüger: Adolf Cluss: Ein schwäbisch-deutsch-amerikanischer Turner, Revolutionär und Architekt einer neuen Welt. In: Olympisches Feuer. Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Ausgabe 2/2007. Abgerufen am 16. Oktober 2020.