„Konstruktivismus (Lernpsychologie)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Zeile 10: Zeile 10:
* Konstruieren (Erfinden von Welt) und
* Konstruieren (Erfinden von Welt) und
* [[Dekonstruktion|Dekonstruieren]] (Kritisieren von Welt).
* [[Dekonstruktion|Dekonstruieren]] (Kritisieren von Welt).

Der [[Interaktionistischer Konstruktivismus|interaktionistische Konstruktivismus]] vertritt die These, dass diese Re-, De- und Konstruktion stets an die Handlungen der Lernenden geknüpft ist. Hierbei wirken der subjektive Eigenanteil der Lernenden mit der sozial-kulturellen [[Lernumgebung]] zusammen. Im Sinne der konstruktiven Seite ist Lernen dann am effektivsten, wenn die Lernenden ihren Lernprozess umfassend [[Selbstgesteuertes Lernen|selbst steuern]] können. Jeder weiß nach dieser Theorie am besten selbst, wie er effektiv lernen kann. Allerdings setzt dieses Wissen eine [[Methodenkompetenz]] voraus, die erst in längeren Lernprozessen erworben werden muss. Hierfür ist besonders der [[phänomenografischer Ansatz|phänomenografische Ansatz]] nach [[Ingrid Pramling Samuelsson]] geeignet, der ebendiese Lernprozesse bereits im Krippen- und Kindergartenalter transparent und damit verstehbar und anwendbar machen kann.

Die konstruktivistische [[Lerntheorie]] des interaktionistischen Konstruktivismus plädiert insbesondere für Lernformen, in denen der Lehrer nicht bloß Wissensvermittler, sondern ein "Lernprozessberater" ist. Der Lehrer soll sich bei konstruktiven Methoden eher im Hintergrund halten, Lernangebote schaffen, Wissensquellen, wie zum Beispiel das [[Internet]], bereitstellen und den Lernprozess beobachten. Schüler sollten „[[Kulturtechnik]]en“ in offenen Unterrichtssituationen und auch konstruiertes Wissen verfestigen, um diese bzw. dies [[Abstraktion|abstrahieren]] zu können. Ziel sei, zu höheren Erkenntnissen zu gelangen.<ref>
Eine umfassende Darstellung und Begründung konstruktiver und systemischer Methoden findet sich im [http://www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/didaktik/index.html Methodenpool] von Kersten Reich.</ref>

Für eine interaktionistisch-konstruktivistische Lehr- und Lerntheorie gibt es mittlerweile unzählige Beispiele, vor allem im englischen Sprachraum. Im deutschen Sprachraum ist die interaktionistisch-konstruktivistische Lerntheorie neben der Schule vor allem in der [[Erwachsenen- und Weiterbildung]] breit entwickelt. Einschlägige Einführungen finden sich bei Kersten Reich, [[Rolf Arnold]] und [[Horst Siebert (Pädagoge)|Horst Siebert]].

Andere Lerntheorien sind beispielsweise
* [[Instruktionalismus]],
* [[Behaviorismus]] und
* [[Kognitivismus]]

=== Eingang in die Unterrichtsmethodik ===
[[Maria Montessori]] hat durch eigene Lehrtätigkeit und Veröffentlichungen eine neue [[Lehrmethode]] ([[Montessoripädagogik|Montessori-Methode]]) etabliert. Aber ob solche [[Reformpädagogik|reformpädagogischen]] Methoden, wie sie auch bei [[Jena-Plan|Petersen]] oder [[Freinet-Pädagogik|Freinet]] entwickelt wurden, dem Konstruktivismus entsprechen, ist mehr als zweifelhaft. Die Reformpädagogik hat im Blick auf die Erkenntniskonstruktion kein so differenziertes Bild von Lernvorgängen wie konstruktivistische Ansätze. Bereits [[Jean Piaget]], [[John Dewey]] und [[Lew Semjonowitsch Wygotski]] gehen deutlich über die reformpädagogischen Ansätze hinaus.

Seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts findet der Konstruktivismus breiten Eingang in die Methodikdiskussion. In Deutschland erfolgt ein Umstellungsprozess weg von [[Instruktionalismus|instruktionistischen]] hin zu konstruktivistischen Verfahren in allen Schultypen und Fächern.

Eine moderne konstruktivistische Methode, die im Zuge der Schulreform besondere Aufmerksamkeit in Deutschland erfährt, ist [[Lernen durch Lehren]]. Bei dieser Methode wird die Lernergruppe zum "[[Neuronales Netz|neuronalen Netz]]" umgestaltet mit der Aufgabe, Wissen [[Gemeinsame Wissenskonstruktion|kollektiv zu konstruieren]].

Sehr bekannt sind mittlerweile die eher gemäßigten konstruktivistischen Ansätze, obwohl der Begriff irreführend ist. Gemeint sind Ansätze, die stärker als der [[Radikaler Konstruktivismus|radikale Konstruktivismus]] auf die [[Soziokultureller Konstruktivismus|soziokulturellen Kontexte]] bezogen sind, also tendenziell Elemente des [[Erlanger Konstruktivismus]] aufweisen. Hierzu gehört im deutschen Sprachraum vor allem Kersten Reich mit seiner [[Konstruktivistische Didaktik|Konstruktivistischen Didaktik]], in der sehr breit auch Lerntheorien dargestellt werden. Weitere Anwendungen findet der Konstruktivismus im [[E-Learning]]-Kontext. Hier werden [[Lernplattform|E-Learning-Systeme (''ELS'')]] oftmals dazu verwendet, den Lernenden die Möglichkeit zu geben, in vielen verschiedenen Informationsquellen zu recherchieren sowie Aufgaben mit Unterstützung diverser Werkzeuge zu lösen. Die Theorie dazu nennt sich auch [[situiertes Lernen]].


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 6. März 2015, 09:57 Uhr

Der Konstruktivismus in lernpsychologischer Hinsicht postuliert, dass menschliches Erleben und Lernen Konstruktionsprozessen unterworfen ist, die durch sinnesphysiologische, neuronale, kognitive und soziale Prozesse beeinflusst werden. Seine Kernthese besagt, dass Lernende im Lernprozess eine individuelle Repräsentation der Welt schaffen. Was jemand unter bestimmten Bedingungen lernt, hängt somit stark, jedoch nicht ausschließlich, von dem Lernenden selbst und seinen Erfahrungen ab.

Begriffliche Abgrenzung

Der Konstruktivismus

Interaktionistischer Konstruktivismus

Kersten Reich, der einen interaktionistischen Konstruktivismus vertritt, beschreibt dies in seinem Ansatz als

  • Rekonstruieren (Entdecken von Welt),
  • Konstruieren (Erfinden von Welt) und
  • Dekonstruieren (Kritisieren von Welt).

Literatur

  • Kersten Reich: Konstruktivistische Didaktik - ein Lehr- und Studienbuch inklusive Methodenpool auf CD. Beltz-Verlag, Weinheim u.a., 2006, 320 Seiten und CD, ISBN 3-407-25410-5.
  • Gerd Mietzel: Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. Hogrefe-Verlag, Göttingen, 2001, 494 Seiten, ISBN 3-8017-1436-5.
  • Pongratz, Ludwig A., (2009) Untiefen im Mainstream: Zur Kritik konstruktivistisch-systemtheoretischer Pädagogik (ISBN 978-3506767424)
  • Berzbach, Frank, (2004) Die Ethikfalle. Pädagogische Theorierezeption am Beispiel des Konstruktivismus(ISBN 978-3763919055)
  • Diesbergen, Clemens (2000) Radikal-konstruktivistische Pädagogik als problematische Konstruktion: Eine Studie zum Radikalen Konstruktivismus und seiner Anwendung in der Pädagogik (ISBN 978-3906764283)
  • Kurthen, Martin: Hermeneutische Kognitionswissenschaft. Die Krise der Orthodoxie. Bonn. 1994 (ISBN 3-928981-01-3)

Anmerkungen